Gefühlvoll streicht Hans Steinmeier über die Saiten seiner Gitarre. Ein Ton folgt dem nächsten. Mit Fingerspitzengefühl kreiert der musikalische Leiter der Big Band und der Jazz-Rock-Pop-Band des Landespolizeiorchesters NRW (LPO) nach und nach einen ganzen Song. Parallel zu den Tönen fallen ihm die passenden Texte ein. Plötzlich war sie da: die „Ode an die Würde“. Die neue Hymne der Polizei NRW. Im Dezember 2021 zum Tag der Menschenwürde erschienen, hat das Lied über verschiedene Plattformen mittlerweile mehr als eine halbe Million Menschen erreicht und wurde sogar von dem einen oder anderen Radiosender in Gänze abgespielt.
„Das war ein ganz besonderes Projekt für mich“, sagt Komponist Steinmeier. Er kann sich noch genau an den Moment erinnern, an dem es bei ihm klick gemacht hat und die Idee geboren war.
„Wegen Corona haben wir auf zahlreichen dezentralen Vereidigungsfeiern gespielt statt auf einer zentralen“, so Steinmeier. Und weil er die Musikstücke seiner Jazz-Rock-Pop-Band immer dem Anlass und den Reden anpasst, machte er sich auf die Suche nach treffenden Musikstücken. Frieden, Trauer, Liebe, Freundschaft und Co. waren schnell gefunden. Das Thema Würde, das ein großer Bestandteil der Veranstaltungen war, kam im Musikarchiv freilich kaum vor.
„Statt immer ein wenig Inhalt hiervon und davon zu nehmen und das auf die Polizei zu beziehen, dachte ich mir: Warum machen wir eigentlich keinen eigenen Song?“, erinnert sich Steinmeier, der gleich zwei Diplome vorweisen kann: Jazzgitarre/ Piano und Komposition/Arrangement. Gesagt, getan. Innerhalb einer einzigen Nacht standen die Grundpfeiler des Songs. „Wenn man einmal inspiriert ist, muss man das ausnutzen. Klar war sofort: Der Song soll sowohl nachdenklich als auch hoffnungsvoll sein.“
Bereits im Entstehungsprozess fand auch Victor Ocansey als Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim LAFP NRW und seit fast einem Jahr Leiter des LPO NRW Gefallen daran: „Hans Steinmeier und sein Song passen perfekt zur neuen Richtung, die wir mit dem LPO einschlagen wollen. Modern, nachhaltig und auch immer mal wieder für eine Überraschung gut.“
Dabei lag der größte Teil der Arbeit noch vor Steinmeier und seinen Musikern. Alle mitwirkenden Musikerinnen und Musiker wurden einzeln aufgenommen, hinzu kamen die Sängerinnen und Sänger aus den Polizeibehörden, Videoaufnahmen durch die Pressestelle des LAFP NRW sowie das Mixing und Mastern der Audiospuren.
„Es stecken sehr viele Stunden, Tage und Wochen Arbeit und Herzblut in diesem Lied. Musik ist für mich ein Medium, um Menschen zu verbinden. Und ich glaube, genau das strahlt dieses Lied auch aus“, sagt Steinmeier, für den Musik mehr als nur ein Beruf ist. „Mein Vater finanzierte sein Studium mit Musik. Das war sehr inspirierend für mich.“ Also begann er schon in jungem Alter mit Klavierspielen, mit 14 Jahren lernte er autodidaktisch Gitarre und spielte in unterschiedlichen Bands. Schnell war klar, dass er sich auch beruflich nichts anderes vorstellen konnte. So ging es nach seinen Studienabschlüssen als musikalischer Leiter und Komponist an die Theater in Bremen, Münster und Hagen, an das Opernhaus Kiel sowie ans Volkstheater Frankfurt, bevor ihn 2003 sein Weg zum LPO NRW führte.
„Ich fühle mich ein bisschen wie ein musikalischer Streetworker“, so Steinmeier. Nachhaltige Projekte und Workshops liegen ihm besonders am Herzen. „Wir können hier gemeinsam eventuell vorhandene Berührungsängste gegenüber der Polizei abbauen.“
Dabei profitieren das LPO sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gerade von den Synergien, denn über Internet, Social Media und Co. können nun deutlich mehr Menschen erreicht werden als jemals zuvor. Dabei soll aber der direkte Kontakt – wenn es Corona zulässt – keineswegs auf der Strecke bleiben. „Das LPO erhält gegenwärtig mit neuen und angepassten Konzepten einen vielversprechenden neuen Anstrich, über den ich mich freue und an dem ich gerne mitwirke“, so Steinmeier. Weitere selbst komponierte Songs sind bereits in Arbeit, Schul-Workshops sowie Seniorenheim-Konzerte in Planung. Und auch erste Schritte in der Kriminalprävention sind bereits gemacht.